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Kurzauswertung der Carnegie Studie ”Winners and Losers: Impact of the Doha Round on Developing Countries"

Kurzauswertung der Carnegie Endowment for International Peace Studie von Sandra Polaski ”Winners and Losers: Impact of the Doha Round on Developing Countries”

Selbst die Weltbank scheint inzwischen den Weg in die Realität gefunden zu haben: nach der Revision einer eigenen Studie zu den Auswirkungen der Doha-Runde aus dem Jahr 2003 kam sie nun zu dem Ergebnis, dass die Gewinne für die Entwicklungsländer von 539 Milliarden auf 90 Milliarden sinken - und die Hälfte dieser 90 Milliarden gehen an acht Länder. Dass auch diese Studie noch eine Beschönigung der Realitäten ist, zeigt nun eine neue Studie von Sandra Polaski im Auftrag der Carnegie Endowment for International Peace. Um-fangreich wird belegt, dass wieder mal die ärmsten der ärmsten unter den Handelsbedin-gungen zu leiden hätten, wie sie momentan im Gespräch sind. Gewinner wären China, Ja-pan, die EU und die USA.

Die Studie basiert auf einem mit realen Daten gespeisten Computermodell, das auf Agrar und verarbeitete Produkte fokussiert ist (Dienstleistungen werden nicht in Betracht gezogen). Insgesamt wurden 9 Szenarien mit unterschiedlichen Präferenzen durchgespielt. Im Folgen-den werden die Auswirkungen des Doha-Szenarios umrissen (Szenario 3 der Studie). Kern der Studie ist zum einen die Schlussfolgerung, dass in der laufenden Welthandelsrunde die Vorteile für alle Beteiligten weit geringer ausfallen als angenommen und zum anderen, dass die ärmsten Länder in jedem der Szenarien auf jeden Fall verlieren werden. Denn die lange gehegte Annahme, dass die EL im Agrar-Bereich konkurrenzfähig sind (und Agrarprodukte exportieren könnten), sei falsch.

Die Annahmen des Doha-Szenarios:
• Beim Marktzugang für verarbeitete Güter werden die Zölle in den Industrieländern um 50% gekappt, in den Entwicklungsländern um 33%.
• Im Agrarbereich werden die Zölle bei den Industrieländern um 36% gesenkt, bei den Entwicklungsländern um 24%.
• Subventionen für Landwirte werden in allen Ländern um ein Drittel gesenkt.
• Exportsubventionen im Bereich Landwirtschaft werden in allen Ländern komplett gestrichen.
• Die Studie nimmt die Zugeständnisse der LDCs im NAMA-Bereich (aus dem Juli-Packet 2004) nicht in Betracht.

Global gesehen würde die Umsetzung der Doha Runde eine Erhöhung der Einkommen um 58,6 Milliarden Dollar nach sich ziehen (was, wiederum global gesehen, eine Steigerung von gerade mal 0,2% des Bruttoinlandsproduktes wären - und das bei ungleicher Verteilung zwischen IL und EL), wobei die Entwicklungsländer 30,1 Milliarden mehr hätten, die entwickelten Länder 28,5 Milliarden. Bei den EL muss allerdings zwischen Schwellenländern und LDCs unterschieden werden. Würde nur der Agrarmarkt liberalisiert, würden über die Hälfte der EL verlieren, eine Liberalisierung auf dem Markt der verarbeiteten Industriegüter könnte das bei einigen EL, wie China, auffangen.

Agrar-Sektor: Die ärmsten EL verlieren in jedem Szenario, insgesamt ist der Wert leicht negativ: Bangladesh, Ost-Afrika und Subsahara-Afrika sind die Haupt-Verlierer. Gewinner auf Seiten der El wären Brasi-lien, Argentinien, weite Teile Südamerikas, Südafrika, einige ASEAN-Mitglieder. Sensible Güter würden den Verlierern nur ganz leicht helfen.

Industriegüter: Verlierer sind Bangladesh, Ost-Afrika und Subsahara-Afrika. Gewinner auf Seiten der EL: Asiatische Länder (vor allem China) weit mehr als lateinamerikanische und afrikanische. Sensible Güter auch hier ohne nennenswerte Verbesserung ("Sensible Güter" meint eine Regelung, nach der bestimmte Waren/Industrien durch Zölle geschützt werden dürfen).

Gewinner wären Japan, die EU15 und die USA (reale Erhöhung der Einkommen). Setzt man dieses ins Verhältnis zum BIP, so sind Asian NIEs (Newly Industrialized Economies), Japan, Rest der OECD, EU10, EU15 und USA in dieser Reihenfolge die Gewinner. Alexander Haack

Die Studie des Carnegie Endowment ist downloadbar unter:

www.carnegieendowment.org/publications/index.cfm?fa=view&id=18083&prog=zgp&proj=zted

Zugehörige Dateien:
Auswertung_Carnegie_Studie_WTO.pdfDownload (50 kb)