Der Internationale Währungsfonds in Osteuropa - Strukturanpassungspolitik als Systemtransformation: Konturen und Konsequenzen am Beispiel Ungarns
01.09.2000: (W&E-Sonderdienst, Nr. 05/2000)
Zum erstenmal in ihrer Geschichte versammeln sich der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank in diesem Herbst zu ihrer Jahrestagung in einem Land Osteuropas, in der tschechischen Hauptstadt Prag. Der Gang der Bretton-Woods-Institutionen nach Osteuropa besiegelt freilich nur eine Entwicklung, die bereits vor nahezu zwei Jahrzehnten begann, als Ungarn als erstes Land der Region Mitglied im IWF wurde. Wie der Fall Ungarn zeigt, ist die Implantierung der neoliberalen Strukturanpassungspolitik des IWF in Osteuropa fast gleichbedeutend mit einem von außen geförderten Prozess des gesellschaftlichen Systemwandels. Nicht immer ging dies mit so chaotisch-katastrophalen Entwicklungen einher wie in der ehemaligen Sowjetunion. Doch sind die Auswirkungen des Strukturanpassungsregimes auch in Ungarn durchaus vergleichbar mit den Folgewirkungen dieser Politik in der "Dritten Welt". Dies weist Károly Lóránt in einer empirischen Analyse nach, die im Rahmen des internationalen Netzwerks zur Überprüfung der Strukturanpassungspolitik (SAPRIN) erstellt wurde.
Károly Lóránt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ECOSTAT-Institut für Wirtschaftsanalyse und Informatik in Budapest/Ungarn.