Neues WEED-Dossier zu den aktuellen WTO-Verhandlungen
Die WTO: Ein "Vulkan vor dem Ausbruch"? WEED-Dossier zum Stand der WTO-Verhandlungen und zur angestrebten Rahmenvereinbarung vom Juli 2004 Bonn/Berlin, 23. Juli 2004 - von Pia Eberhardt (10 S., kostenlose pdf-Datei, Download siehe unten)
"Trade negotiations are like volcanoes: there are three phases. They can be sleeping, smoking or erupting. After a period of relative calm [...] the WTO volcano is 'smoking' again."
EU-Handelskommissar Pascal Lamy, 14. Mai 2004
Vom 27. bis 30.7.04 trifft sich in Genf der Allgemeine Rat der WTO, um zu den zentralen Verhandlungsbereichen der laufenden WTO-Runde ein Rahmenabkommen zu verabschieden. Aus diesem Anlass gibt WEED im heute vorgelegten Dossier einen Überblick zum Stand der WTO-Verhandlungen und erste Einschätzungen zum erwarteten Deal. Die Ausführungen zu den einzelnen Bereichen machen deutlich, warum von einer "Entwicklungsrunde" weiterhin keine Rede sein kann. Viele Entwicklungsländer und zivilgesellschaftliche Gruppen haben allen Grund dazu, das sich abzeichnende Rahmenabkommen abzulehnen.
- Während die Vorschläge im Agrarbereich keine substanziellen Änderungen in der Subventionspraxis im Norden nach sich ziehen und effektive Schutzmechanismen für Entwicklungsländer vertagen, würde das Rahmenabkommen die Weichen unwiderrufbar in Richtung einer radikalen Marktöffnung im Süden stellen und so bestehende Ungerechtigkeiten im Weltagrarhandel zementieren.
- Auch die Verhandlungen zum Marktzugang für Industriegüter (NAMA) zielen auf radikale Marktöffnungen in den Ländern des Südens, welche Deindustrialisierungsprozesse in diesen Ländern verschärfen und die Armut vergrößern würden.
- Bei den spezifischen Entwicklungsthemen zeichnet sich statt konkreter Operationalisierungsschritte eine "Lizenz zum Nichtstun" für Industrieländer ab.
- Obwohl die Übernahme von Liberalisierungsverpflichtungen in den GATS-Verhandlungen erhebliche entwicklungspolitische Risiken mit sich bringt, sollen sich Entwicklungsländer darauf verpflichten, ihre Dienstleistungsmärkte weiter zu öffnen.
- Trotz der Aufnahme von Verhandlungen zur Handelserleichterung wäre der endgültige Ausschluss der drei kontroversen Singapur-Themen (Investitionen, Wettbewerb, Öffentliches Beschaffungswesen) aus der Doha-Runde jedoch ein wichtiger Erfolg von Entwicklungsländern und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich in den letzten Jahren der konzern- und marktöffnungsorientierten Agenda des Nordens widersetzt haben.
Für Rückfragen an WEED: Pia Eberhardt, Tel. 0221 - 923 68 61, Email: Pia.Eberhardt@weed-online.org
Peter Fuchs, Tel. 0177-633 4900, Email: Peter.Fuchs@weed-online.org