WEED protestiert gegen Lidl und Dicountierung.Aktion in Frankfurt
Aktivisten der Lidl-Kampagne übergeben heute in Frankfurt/Main im dem Konzersprecher Thomas Oberle über 13.000 Protestpostkarten, Unterschriften und E-Mails. Dafür haben Attac, BanaFair, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Organisation Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung WEED ein Transparent mit dem Slogan "An globalen sozialen Rechten führt kein Weg vorbei" mitgebracht. Der Discounter hatte im März bereits einen Übergabe-Termin am Rande des "Unternehmertag Lebensmittel" in Köln platzen lassen.
"An sozialen Rechten führt allerdings auch keine Imagekampagne vorbei", betont Jutta Sundermann von Attac. "Es ist zu begrüßen, dass Lidl nach massiver Kritik nun Erfahrungen mit fair gehandelten Produkten machen will. Es ist aber nicht ausreichend, es dabei zu belassen." Während Lidl sich auf die ersten 8 fair gehandelten Produkte in seinen Regalen vorbereitet, gilt für über 1000 andere Produkte in den Regalen des Discounters: Dumping bleibt Geschäftsgrundlage.
Während Lidl und Transfair in Deutschland ihre Kooperation bekannt gaben, brannten in Bangladesh mehrere Textilfabriken: Rund 100 TextilarbeiterInnen starben oder erlitten Verletzungen. Eine der Firmen, für die diese maroden Textilfabriken arbeiteten, ist Lidl in Deutschland. "Lidl ist nicht nur billig, weil es an den eigenen Beschäftigten spart, sondern auch weil es im Einkauf die Preise drückt. Damit ist Lidl für die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den globalen Sweatshops mitverantwortlich. Der Discountierung im gesamten Einzelhandel müssen wir unsere Solidarität mit den Beschäftigten weltweit entgegensetzen.", unterstreicht Sarah Bormann von Weed.
Gleichzeitig meldeten sich im Kampagnenbüro in den letzten Wochen vermehrt Lidl-Beschäftigte und erzählten, dass das Arbeitsklima in den Filialen des Discounters nach einer "Tauwetterphase" wieder härter geworden sei. Lidl erschwert seinen Beschäftigten weiterhin den Weg zu Betriebsratswahlen und setzt auf hohen Druck und scharfe Kontrollen. Jutta Sundermann: "Es ist eine fragwürdige Form von Fairem Handel, wenn "fair" in den Vertriebsstätten ein Fremdwort bleibt und ausgerechnet der Hartdiscounter Lidl sich mit diesem Label schmückt."
Bettina Burkert von BanaFair befürchtet, dass das positive Image des Fairen Handels im Verramschungsumfeld der Discounter beschädigt wird. "Mittelfristig werden auch die ProduzentInnen der fair gehandelten Produkte nicht profitieren, denn es besteht die Gefahr, dass auch die Fair Trade-Produkte unter den Preisschlachten im Lebensmitteleinzelhandel leiden. Zudem kann es wegen der notwendigen Verfügbarkeit von großen Mengen zu einer Ausweitung der Plantagenproduktion kommen. Vom Markt verdrängt würden damit die besonders benachteiligten Kleinbauern, die originäre Zielgruppe des Fairen Handels."
Auch die Milchbauern sind wütend: In Bezug auf die Milchpreise hat sich trotz vieler schöner Worte bei Lidl nichts verändert, im Gegenteil: In den Niederlanden tat Lidl einen neuen Dumpingschritt und drückte den Preis für einen Liter Frischmilch auf 39 Cent. Für einen Erzeugerpreis, der die Produktionskosten deckt, müsste Milch im Laden jedoch mindestens 65 Cent kosten. "Vielleicht kommt es demnächst sogar zum Milchlieferstreik", berichtet Sonja Korspeter von der AbL. "Die Bauern vernetzen sich inzwischen europaweit, um gemeinsam gegen Dumping und für ihr Überleben zu streiten."
Für Rückfragen:
- Sarah Bormann, weed, 0160 / 96654332