Podiumsdiskussion von WEED/Heinrich-Böll-Stiftung: Die neue Macht der Schwellenländer - Folgen für die Deutsche Weltbankpolitik?
08.06.2006: 19.30 Uhr
Auf der Galerie der Heinrich Böll Stiftung, Hackesche Höfe, Rosenthaler Str. 40/41, Berlin
Die neue wirtschaftliche Stärke von großen Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien verändert zunehmend das weltpolitische Machtgefüge. Von der G8 über die WTO bis zum IWF stellt sich die Frage einer Neujustierung von Entscheidungsprozessen, politischen Strategien und Rollenverständnissen.
Auch in der Weltbank ist der gestiegene machtpolitische Gestaltungsanspruch der wachstumsstarken Schwellenländer zu spüren. Nicht zuletzt deren enormer Energie- und Rohstoffhunger hat zunehmend Einfluß auf die Kreditvergabe und die Aktivitäten der Bank. So treiben auch die Schwellenländer die Infrastrukturpolitik der Weltbank voran, die von NGOs und sozialen Bewegungen für ihre oftmals katastrophalen sozialen und ökologischen Folgen kritisiert wird.
Ebenso wie der IWF kämpft die Weltbank darüber hinaus um ihre Rolle und Relevanz in Schwellenländern. Noch gehören Länder wie Brasilien, Indien, China und die Türkei zu ihren Hauptkunden, mit jährlich milliardenschweren Krediten. Doch sie reduzieren ihre Ausleihungen bei der Bank und wenden sich zunehmend an Regionale Entwicklungsbanken, in denen sie einen stärkeren politischen Einfluss haben. Dies kann erhebliche Konsequenzen für die Finanzierung der Bank haben. Interne Stimmen sprechen gar von einer ‚schleichenden’ Krise.
Auf der Veranstaltung soll diskutiert werden, wie die ‚Neue Macht’ der Schwellenländer in der Weltbank einzuschätzen ist. Steht die Weltbank an einem Wendepunkt? Verlieren die Industrieländer - und unter ihnen Deutschland - zunehmend an Einfluss? Wie sind die Aussichten für die Durchsetzung von sozialen und ökologischen Kriterien in der Weltbank, die Bereitstellung Globaler Öffentlicher Güter und die Erfüllung des zentralen Weltbankauftrags: die Armutsbekämpfung? Neben diesen Fragen soll es auf der Podiumsdiskussion jedoch auch darum gehen, welche Konsequenzen die neue Machtdynamik für die deutsche Weltbankpolitik hat. Müssen von deutscher Seite aus neue Akzente gesetzt werden, um soziale und ökologische Anliegen in der Weltbank zu stärken?
Es diskutieren:
Bruce Rich, Director of International Program, Environmental Defense, Washington D.C., USA
Jürgen Zattler, Leiter des Weltbankreferats, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Peter Nunnenkamp, Leiter Forschungsbereich Internationaler Handel, Investitionen und Wachstum, Kieler Institut für Weltwirtschaft
Daniela Setton, Mitarbeiterin bei Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED)
Moderation: Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung